Memoria und Mimesis
Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag
hg. v. Martin Hähnel
Ausstattung
Einband: Paperback; Seiten/Umfang: 120 S.
ISBN
978-3-943897-03-6
Preis
15,95 Eur (D) mit MWSt.
Bezug
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Von Aristoteles stammt der Satz: „Nachahmende ahmen handelnde Menschen nach“ (Poetik 1448a). Eine Nachahmung dient dem Zweck, die Erinnerung als Erinnerung zu erkennen und zur Darstellung zu bringen. Der Mensch – zwischen memoria und mimesis stehend – bringt sich dabei auf eine besondere Weise zur Darstellung, indem er – selbst Bilder hervorbringend – sich als Bild erkennt bzw. sich für andere als Bild zu erkennen gibt. Denn indem wir als Menschen uns selbst und die unsichtbaren Quellen, aus denen wir schöpfen, gestaltend nachahmen, verwahren wir uns vor einem gegenseitigen Vergessen und erinnern uns bleibend daran, dass wir Wesen sind, denen es gegeben ist, sich anzuerkennen.
Der im Jahre 2005 verstorbene Philosoph Paul Ricœur, zu dessen Ehren der vorliegende Band entstanden ist, hat sich Zeit seines Lebens mit diesem Thema auseinandergesetzt. Seine Philosophie, die als eine Symphonie der Zwischentöne bezeichnet werden kann, bemüht sich um die hermeneutische Bewältigung der Dissonanzen von Erinnern und Vergessen, Gabe und Tausch, Imitation und Kreativität, vermittels dessen das Selbst befähigt wird, seine personale Identität zu erlangen und zu bewahren. Die hier in dem Band versammelten Beiträge versuchen dabei die brüchigen Linien einer solchen Identitätssuche nachzuzeichnen, indem zunächst Ricœurs späte Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Vergessens in den Fokus gestellt wird. Ferner wird an aktuelle Diskurse zu Gabe und Anerkennung angeknüpft sowie ein frischer Seitenblick auf genuin ästhetische Fragestellungen gewagt. Letzteren hat sich Ricœur immer wieder zugewandt – u. a. in dem hier in deutscher Erstübersetzung vorlie-genden und kommentierten Essay „Der Ort des Kunstwerks in unserer Kultur“. Der französische Philosoph, der angesichts der Bedrohungen durch das Vergessen auf die unnachahmliche Kraft des Zeugnisses setzt, erweist sich dabei sowohl als Experte in Fragen der praktischen Anerkennung als auch als ausgewiesener Kenner des Schönen.
Inhalt
Richard Schenk: Geleitwort
René Kaufmann: Paul Ricoeur (1913–2005). Philosophischer Grenzgänger und Brückenbauer
Martin Hähnel: Vorwort des Herausgebers
1. Teil: Vergessen als Bedrohung
Katharina Bauer: Erzählte Spuren – Vom Vergessen und Vergessenwerden
Martin Hähnel: Spaziergänge am Zwillingsfluss
2. Teil: Die Gabe der Anerkennung
Jean Greisch: Vergiftete Geschenke? Die Gabe der Philosophen und die Gegengabe des Anthropologen
Daniela Falcioni: Das Band und die Bindekraft der Gabe
Martin Hähnel: Die Performativität der Anerkennung im medizinischen Urteil
3. Teil: Schöpferisches Nachahmen
Paul Ricoeur, Der Ort des Kunstwerks in unserer Kultur
Martin Hähnel: Erkundungen zu Paul Ricœurs Theorie des Kunstwerks
Vorschau und Leseprobe
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Zum Herausgeber
Martin Hänel
Dr. Martin Hähnel: studierte an der Technischen Universität Dresden Philosophie, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Romanistik. Er war von 2009–2011 Lehrbeauftragter an der TU Dresden und von 2011 Lehrbeauftragter an der KU Eichstätt. Seit April 2010 ist er zudem Promotionsstipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er ist Mitglied in mehreren philosophischen Gesellschaften. Er promovierte unter Betreuung von Prof. Walter Schweidler (KU Eichstätt) über „Die natürlich gute Haltung. Moralphänomenologische Studien zum Ethosbegriff“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Ethik, Phänomenologie, Religionsphilosophie, Philosophischen Anthropologie und Ästhetik. Seit 2021 ist er Verlagsleiter beim Alber Verlag.
Titel/Artikel im Verlagsprogramm:
- "Religion und Wissenschaft", in: Journal für Religionsphilosophie Nr. 1 (2012),S. 29-43.
- "'The fate of place' – E.S. Casey. Vortrag und Workshop (31.5.–1.6.2012, Dresden)" (Tagungsbericht), in: Journal für Religionsphilosophie Nr. 1 (2012),S. 104.
- "Geteilte Ansichten. Zum Problem der Perspektivität bei J.-L. Marion und P. Florenskij", in: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Hg.), Jean-Luc Marion. Studien zum Werk (2013), S. 257-276.
- Memoria und Mimesis. Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag. hg. v. Martin Hähnel (2013), 120 S., ISBN: 978-3-943897-03-6, Preis: 15,95 Eur (Verlagspreis inkl. 7% MWSt.)
- "Vorwort", in: Martin Hähnel (Hg.), Memoria und Mimesis. Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag (2013), S. 13f.
- "Spaziergänge am Zwillingsfluss", in: Martin Hähnel (Hg.), Memoria und Mimesis. Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag (2013), S. 31-46.
- "Die Performativität der Anerkennung im medizinischen Urteil", in: Martin Hähnel (Hg.), Memoria und Mimesis. Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag (2013), S. 91-98.
- "Erkundungen zu Paul Ricœurs Theorie des Kunstwerks", in: Martin Hähnel (Hg.), Memoria und Mimesis. Paul Ricoeur zum 100. Geburtstag (2013), S. 111-116.
- "Editorial", in: Journal für Religionsphilosophie Nr. 2 (2013),S. 3f.
- "Philosophischer Meisterkurs 'Gabe und Gemeinwohl' mit Jean-Luc Marion, Eichstätt-Ingolstadt 9.–14.9.2013" (Tagungsbericht), in: Journal für Religionsphilosophie Nr. 2 (2013),S. 153f.
- "Verwandelte Fremde. Protoethische Überlegungen zum Verhältnis von Gegenseitigkeit, Transzendenz und Liebe", in: Heimat und Fremde. Präsenz im Entzug (2015), hg. von Beate Beckmann-Zöller und René Kaufmann, S. 307ff.
- "Verdienstlichkeit. Ein Schlüssel zum Verständnis des Verhältnisses von „Leistung“ und „Gnade“?", in: Journal für Religionsphilosophie Nr. 4 (2015), S. 24ff.
Text & Dialog
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