Karen Koschnick

Totenstätte.

Städteleben

Ausstattung

Einband: Seiten/Umfang: 36 S. - 26,5 x 16,25 cm; zweisprachig (deutsch/englisch) mit einer individuellen, im Siebdruck von der Künstlerin und Autorin handgefertigten Banderole

ISBN

978-3-943897-49-4

Preis

9,90 Eur (D) mit MWSt.

Bezug

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Einleitung

Die "Metropole" charakterisiert den Lebens- und seit langem idealisierten Zukunftsraum des Menschen schlechthin. Die "Nekropole" dagegen als eine Stadt der Toten verweist in ihrem lateinischen Wortstamm zurück auf die polis – die "Stadt".
Ausgehend vom Thema Friedhof, mit dem ich mich seit vielen Jahren intensiv beschäftige, habe ich eine sehr enge Verbindung zwischen der Struktur der Stadt und der des Friedhofes wahrgenommen. Im Rahmen meines Promotionsprojektes habe ich diese einerseits in einem wissenschaftlichen Zugriff analysiert und andererseits künstlerisch ausgelotet.
Der Fokus meiner Untersuchungen erstreckt sich dabei auf das letzte Drittel des 19. und das beginnende 20. Jahrhundert. Der vorliegende Katalog zeichnet das Resultat meiner künstlerischen Auseinandersetzung nach. Er zeigt die Summe meiner Streifzüge über drei Friedhöfe: den Jüdischen Friedhof Weißensee in Berlin, den Urnenhain in Dresden-Tolkewitz und den Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Trotz ihrer Verschiedenheit besitzen diese Totenstädte eine grundlegende Gemeinsamkeit: ihre Straßenzüge sind gesäumt von ewigen beziehungsweise temporären Wohnstätten, ähnlich wie die Häuser einer richtigen Stadt.
Die folgenden Fragen waren für meine Analysen und künstlerischen Annäherungen zentral: Worauf beruht die genannte Gemeinsamkeit zwischen Friedhof und Stadt und weshalb erschafft sich der Mensch immer wieder ähnliche Raumstrukturen? Wie weit geht die Konvergenz zwischen beiden und wo eröffnen sich Grenzräume? Die räumlichen Ordnungsmuster erschafft sich der Mensch, um sich seine hiesige Welt nach seinen Bedürfnissen einzurichten. Diese Prinzipien prägen jedoch ebenso seine Vorstellung von der jenseitigen Welt. Basierend auf gesellschaftlichen Faktoren verändern sich die Raumstrukturen, zeigen sich in transzendenten Zwischenzonen zwischen Leben und Tod, deren Ausdruck sich auf dem Friedhof wiederfindet.
Das künstlerische Werk bringt im Hinblick auf die Nekropole zum Ausdruck, dass Sichtbares und Unsichtbares sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern zwei mögliche vor allem zwei reale, gegenwärtige Zustände eines Raumes sind.

 

Die Entstehung der drei Totenstädte

Besucht und untersucht man Friedhöfe, so sind deren Ort und Gestaltung durchaus divers, dem Betrachter wird aber trotz aller Verschiedenheit gerade deren Verbundenheit zueinander bewusst. Augenmerk dieser Arbeit bilden der Jüdische Friedhof Berlin-Weißensee, der Urnenhain in Dresden-Tolkewitz und der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Für jeden dieser Friedhöfe wurde ein spezifisches Objekt entwickelt, bestehend aus identischen 1 x 1 Meter großen transparenten Plexiglasplatten. Letztere wurden im Siebdruckverfahren mehrschichtig bedruckt und werden in einer geschweißten Metallkonstruktion als Objekt gehalten.
Einige Aspekte, welche diese drei Objekte miteinander verbinden oder aber trennen, lassen sich wie folgt beschreiben: Jedes Objekt spiegelt einen der drei Friedhöfe in seiner Einmaligkeit wider, jedes Objekt wurde mit spezifisch dafür entwickelten Sounds von der Tonkünstlerin Konstantina Orlandatou vertont. Durch die in sich geschlossene Form der jeweiligen Objekte bilden sie einen unabhängigen, begehbaren Innenraum in Relation zu dem sie umgebenden "Außen"-Raum. Diese Innenräume verschmelzen aufgrund sporadischer Transparenzen in den bedruckten Flächen mit ihren Außenseiten, temporär einströmendes Licht verändert die Wahrnehmung der einzelnen Bildflächen. Da die inneren Bildfelder dicht vor dem Auge des Betrachters schweben, verweigern sie ihm ein Wahrnehmen im Ganzen. Sie bedrängen ihn fast durch ihre direkte Präsenz.
Die farbige "Totenstadt I" bietet keinen Ein- beziehungsweise Ausgang auf Augenhöhe, nur durch Bücken kann das Innere betreten und verlassen werden. Beim Eintritt in das Dickicht des Rhododendron-Fünfecks der "Totenstadt II" gibt der Untergrund aus grauem Split sanft nach. Dagegen führt die in hell-dunkel gehaltene "Totenstadt III" den Blick nach oben durch Kiefernzweige zum Himmel, der sich im Boden widerspiegelt.

 

Zur Autorin
Karen Koschnick

2014 – 2020 Hochschule für Bildende Künste Hamburg: Promotionstudium (Dr. phil. in Art) bei Prof. Dr. Michael Diers (HFBK Hamburg) und Prof. Dr. Wolfgang Scholz (KHB-Weißensee, Berlin)
2008 – 2010 Hochschule für Bildende Künste Dresden: Meisterschülerin bei Frau Prof. Elke Hopfe
2007 Staatsoper Hamburg: Bühnen- und Regieassistenz
2005 Technische Universität Dresden: Abschluss des Begleitstudiums: Regionalwissenschaften Lateinamerika, Insitut für Romanistik
2004 Hochschule für Bildende Künste Dresden: Diplom Malerei/Graphik und andere Bildnerische Medien
2003 Erasmusstipendien, Spanien Universidad de Castilla de la Mancha, Cuenca, und Universidad de Málaga, Málaga
2002 Kunsthochschule Berlin-Weißensee: Gaststudentin bei Prof. Dr. Manfred Zoller und Prof. Hanns Schimansky
1998 – 2004 Hochschule für Bildende Künste Dresden: Studium der Malerei/Gra-phik und andere Bildnerische Medien

Stipendien/Preise (Auswahl)

2017 Haslla Art World, Korea: zwei-monatiges Projektstipendium, Haslla Art Foundation
2016 Einjähriges Pro Exzellenzia Stipendium, Hamburg
2015 Haslla Art World, Korea: zwei-monatiges Projektstipendium, Haslla Art Foundation
2014 Haslla Art World, Korea: zwei-monatiges Projektstipendium, Haslla Art Foundation
2013 Haslla Art World, Korea: artist-in-residence, Haslla Art Foundation & Thessaloniki, Griechenland: artist-in-residence, Stipendium der Stadt Dresden
2011 Strasbourg, Frankreich: artist-in-residence, Stipendium der Stadt Dresden
2010 Karlsruhe, Sparkassenstiftung: Kunstpreis der Stadt Karlsruhe | 3. Preis beim 33. Kunstpreis
2009 Foreign Affairs XII: artist-in-resi-dence, Zygote Press Inc., Cleveland, State Ohio, USA
2014 – 2020 Academy of Fine Arts Hamburg | PhD-studies, (Dr. phil. in art) | Prof. Dr. Michael Diers (HfbK Hamburg) and Prof. Dr. Wolfgang Scholz (KHB-Weißensee, Berlin)
2008 – 2010 Academy of Fine Arts Dresden: Post Graduate Degree | Prof. Elke Hopfe
2007 Opera of Hamburg: Stage and Directorial assistant
2005 University of Technology Dresden: Accompanied Latin American and Biology studies (two semester)
2004 Academy of Fine Arts Dresden: Master of Fine Art Diploma (equiv.): Malerei/Graphik und andere Bildnerische Medien
2003 Cultural Exchange Programme, Spain: Universidad de Castilla de la Mancha, Cuenca and Universidad de Málaga
2002 Academy of Fine Arts, Berlin-Weissensee: Guest student of Prof. Dr. Manfred Zoller and Prof. Hanns Schimansky
1998 – 2004 Academy of Fine Arts, Dresden: Study Course – Malerei/Graphik und andere Bildnerische Medien

Scholarship Programmes/Awards

2017 Haslla, Korea: artist-in-residence, Haslla Art World, Gangneung-si, South Korea
2016 one year scholarship Pro Exzellenzia, Hamburg
2015 Haslla, Korea: artist-in-residence, Haslla Art World, Gangneung-si, South Korea
2014 Haslla, Korea:| artist-in-residence, Haslla Art World, Gangneung-si, South Korea
2013 Haslla, Korea: artist-in-residence, Haslla Art World, Gangneung-si, South Korea & Thessaloniki, Greece | artist-in-residence, Funding supported by City of Dresden
2011 Strasbourg, France: artist-in-residence, Funding supported by City of Dresden
2010 3rd. Prize for Art of the City Karlsruhe Foundation Sparkasse Karlsruhe
2009 Zygote Press Inc.: artist-in-residence, Cleveland, Ohio, U.S.A., Funding supported by City of Dresden Scholarship Programme
2008 Otto Niemeyer-Holstein Museum: VIII. International Pleinair, Usedom, Germany

www.karenkoschnick.de

Text & Dialog

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